Lernen im RealLabor
Oliver Kunkel
Created on July 24, 2022
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Transcript
Die Klasse bildet den Kern des RealLabors - im Sinne der Selbständigkeit tragen die SchülerInnen die Hauptverantwortung und Entscheidungsbefugnis. Wesentliche Partner sind die Lehrkraft, die als Projektlehrkraft fungiert, der landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Betrieb und bei Bedarf auch eine weitere Fachkraft aus diesem Bereich als 'Pate'. Das kann ein Student oder eine Meisterschülerin, ein pensionierter Förster oder eine Erlebnisbäuerin sein. Wenn die Fachleute nicht jede Woche besucht oder ständig in der Pflicht stehen, das Projekt voranzutreiben, sind sie doch vor allem über digitale Planungs- und Kommunikations-Instrumente erreichbar und in die Arbeit eingebunden. Die Lehrkräfte, die nicht projektverantwortlich sind, stehen vor allem als Coaches während ihrer zur Verfügung gestellten Stunden hinter den SchülerInnen. Die Englisch-Lehrkraft kann hier bei der Kommunikation mit der afrikanischen Partnerklasse unterstützen, der Mathematiker bei einer Statistik. Alle erhalten das Angebot, in smarter Projektarbeit, Design Thinking und Scrum-Techniken Kompetenzen und Erfahrung zu sammeln.
Das RealLabor-Jahr ist in eine Vorbereitungsphase vor dem Schuljahr, eine Phase des Erwerbs von thematischem Know-How in Klimaschutz, Kohlenstoffkreislauf, Bodenkunde u.ä sowie vielen gehirngerechten Lern- und Arbeitstechniken und schließlich den Phasen der Projektplanung und -durchführung gegliedert. Der Einsatz von Lehrkräften und Stunden am ‚RealLabor‘ Projekt-Lehrkraft Etwa die Geografie-Lehrkraft ist als Projekt-Lehrkraft für die Projektsteuerung zusammen mit den Schülern, dem Paten und eventuell dem Partnerbetrieb zuständig. Diese Lehrkraft gibt mindestens eine Stundenplanstunde in die Projektstunden. Weitere Lehrkräfte In weiterführenden Schulen mit Fachlehrerprinzip sind mindestens 2 weitere Lehrkräfte mit je einer Projektstunde wöchentlich in das RealLabor-Team zu integrieren, etwa Englisch, Mathematik und Physik. So ergeben sich mindestens 3 zusammenhängende Stunden als wöchentliches Arbeitsfenster für das RealLabor-Projekt. Bei Betriebsgängen können alle 4 bis 6 Wochen ganze Schul-Vormittage im Projekt stattfinden. Gerade die Fächer Mathematik und Englisch beteiligen sich mit je einer Stunde, da hier viele außercurriculare und in‘s Curriculum integrierbare Fähigkeiten im wirklichen Leben selbstwirksam bearbeitet werden können und beide Didaktik-Lehrstühle das Projekt unterstützen. MINT-Fächer wie Physik, Chemie oder Biologie können über die selbstständige Projektarbeit ebenfalls motivierte Förderung erhalten und eignen sich genauso wie Geografie oder Deutsch. Stundenaufwand Die RealLabor-Klasse arbeitet wöchentlich 3 oder 4 Stunden regulär zusammenhängend am Projekt. Alle etwa 4 bis 6 Wochen wird die Klasse auf dem Partnerbetrieb vor Ort arbeiten und eventuell alle 6 Vormittagsstunden außerhalb der Schule sein. So müsste auch etwa einmal im Monat auch ein weiteres Fach eine Stunde beisteuern. Auch könnten Randstunden-Fächer im Wechsel eine Stunde geben. In der R6a wären die Lehrkräfte für Englisch, Deutsch, Mathematik, Biologie und Geografie grundsätzlich im RealLabor und geben nach flexibler Planung 0 bis 1 Stunde pro Woche in die Projektarbeit, wo sie als Coaches unterstützen. Lehrplaninhalte dieser Fächer werden auf Bezug im Projekt vorher von der Projektbetreuung definiert. Da Selbstständigkeit im Fokus der Förderung der SchülerInnen steht, wird die RealLabor-Klasse in Vertretungsstunden am Projekt arbeiten können. Dabei ist keine fachlich einbezogene Betreuung notwendig. Selbst in Ferien oder im ‚Homeoffice‘ bieten sich motivierte Betätigungsmöglichkeiten im RealLabor für die SchülerInnen, die sie wachsen lassen. Damit schafft das ‚RealLabor‘ qualitativ und quantitativ neue Lerngelegenheiten für unsere SchülerInnen.
Was der OECD-Bildungsdirektor dazu sagt:„Kinder für ihre Zukunft bilden, nicht für unsere Vergangenheit! Globalisierung und Digitalisierung haben Menschen, Städte, Staaten und Kontinente in einer Weise miteinander verbunden, die unser individuelles und kollektives Potenzial enorm erweitert. Aber dieselben Kräfte haben die Welt auch unbeständiger, komplexer und unsicherer gemacht. Wir sehen eine wachsende Diskrepanz zwischen dem unendlichen Wachstumsimperativ und den endlichen Ressourcen unseres Planeten, zwischen der Finanzwirtschaft und der Realwirtschaft, zwischen Armut und Reichtum, zwischen dem Konzept unseres Bruttoinlandsprodukts und dem Wohlbefinden der Menschen, oder zwischen dem, was technologisch möglich ist und den sozialen Bedürfnissen der Menschen. Niemand sollte die Bildung für all dies verantwortlich machen, aber es sollte auch niemand die Rolle unterschätzen, die unser Wissen, unsere Fähigkeiten und unsere Werte für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung aber auch für die Gestaltung des kulturellen Kontextes spielen. Wir leben in einer Welt, in der Dinge, die leicht zu lernen und zu testen sind, auch leicht digitalisiert und automatisiert werden können. Schüler in Deutschland sind vergleichsweise gut darin, fertiges Wissen zu reproduzieren; wie die PISA-Studie aber zeigt, fällt es ihnen schwer, von dem was sie wissen zu extrapolieren und ihr Wissen kreativ auf neue Zusammenhänge zu übertragen. Genau darauf kommt es aber an. Die Welt belohnt uns nicht mehr allein für das, was wir wissen - Google weiß ja schon alles -, sondern für das, was wir mit dem was wir wissen tun können. In der Zukunft geht es darum, die künstliche Intelligenz von Computern mit den kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten und Werten von Menschen zu verknüpfen. Erfolg in der Bildung heißt heute nicht nur Sprache, Mathematik oder Geschichte, sondern ebenso Identität, Handlungsfähigkeit und um Sinnhaftigkeit. Es geht darum, Neugier und Wissensdurst zu wecken - den Intellekt für Neues zu öffnen, es geht um Mitgefühl - die Herzen zu öffnen, und es geht um Mut und Handlungsfähigkeit, die Fähigkeit unsere kognitiven, sozialen und emotionalen Ressourcen zu mobilisieren. Das werden auch unsere besten Waffen gegen die größten Bedrohungen unserer Zeit sein - Ignoranz - der verschlossene Verstand, Hass - das verschlossene Herz, und Angst - der Feind von Handlungsfähigkeit. Wir werden geboren mit dem Gefühl der Zugehörigkeit zu unserer Familie und anderen Menschen mit gemeinsamen Erfahrungen oder kulturellen Normen. Hinzu kommt, dass uns Algorithmen zunehmend in Gruppen von Gleichgesinnten sortieren, und damit virtuelle Blasen schaffen, die unsere eigenen Ansichten verstärken, uns aber von divergierenden Perspektiven isolieren. Dagegen bedarf es bewusster und kontinuierlicher Anstrengungen, um die Art von verbindendem sozialen Kapitals zu schaffen, durch das wir Erfahrungen und Ideen teilen und ein gemeinsames Verständnis aufbauen können. Dies wiederum ist Voraussetzung, um unseren Vertrauensradius zu erweitern. Bei der Arbeit, zu Hause und in der Gemeinschaft werden Menschen ein tiefgehendes Verständnis dafür benötigen, wie andere denken, ob als Wissenschaftler oder Künstler, und wie andere in verschiedenen Kulturen und Traditionen leben. Gesellschaften denen dies gelingt waren schon immer kreativer, da sie auf die besten Talente von überall her zurückgreifen und auf vielfältigen Perspektiven aufbauen können, und damit Innovation fördern. Die wachsende Komplexität des modernen Lebens für den Einzelnen und für Gemeinschaften bedeutet, dass auch die Lösungen für unsere Probleme komplex sein werden: In einer strukturell unausgeglichenen Welt bedeutet die Notwendigkeit, unterschiedliche Perspektiven und Interessen miteinander in Einklang zu bringen, in einem lokalen Umfeld, aber mit oft globalen Auswirkungen, dass wir mit Spannungsfeldern und Dilemmata umgehen müssen. Es geht darum, das richtige Gleichgewicht zwischen konkurrierenden Forderungen zu finden – ob Gerechtigkeit und Freiheit, Autonomie und Gemeinschaft, Innovation und Kontinuität, oder Effizienz und demokratischer Prozess. Dazu müssen wir in einer stärker integrierenden Weise denken; unsere Fähigkeit, mit Unwägbarkeiten und Mehrdeutigkeiten umzugehen, wird zum Schlüssel. Kreativität bei der Lösung von Problemen erfordert von uns, die Folgen unseres Handelns mit Verantwortungsbewusstsein und mit moralischer und intellektueller Reife zu bedenken, so dass wir unser Handeln im Lichte von Erfahrungen und persönlichen und gesellschaftlichen Zielen reflektieren können. Das ist die Grundlage für Nachhaltigkeit. Bei der Wahrnehmung und Bewertung dessen, was in einer bestimmten Situation richtig oder falsch, gut oder schlecht ist, geht es aber auch um Ethik. Das führt uns zu der schwierigsten Frage in der Bildung: Es geht um die Wertorientierung von Bildungsprozessen. Werte waren schon immer von zentraler Bedeutung für die Bildung, aber es ist an der Zeit, dass sie von impliziten Bestrebungen zu expliziten Bildungszielen und -praktiken werden, damit sie uns helfen, uns von situationsbedingten Wertesystemen - d.h. "Ich tue, was immer eine Situation mir erlaubt" - zu nachhaltigen Wertesystemen zu entwickeln, die Vertrauen und soziale Bindungen stärken. Wo Bildung den Menschen kein solides Fundament bietet, werden viele versuchen, Mauern zu errichten, egal wie selbstzerstörerisch das ist. Die Quintessenz ist, dass wir, wenn wir der technologischen Entwicklung voraus sein wollen, die Qualitäten finden und verfeinern müssen, die einzigartig für uns Menschen sind, und die die Fähigkeiten, die wir in unseren Computern geschaffen haben, ergänzen und nicht mit ihnen konkurrieren. Nur wie schaffen wir das? Politiker behaupten gerne, Bildung habe oberste Priorität. Gerade die Coronakrise hat gezeigt, dass sie diesem Anspruch in der Praxis oft nicht gerecht werden. In Japan oder China investieren Eltern und der Staat die letzten Mittel in die Zukunft ihres Landes, d.h. die Bildung ihrer Kinder. In Europa haben wir das Geld unserer Kinder bereits für unseren eigenen Konsum ausgegeben und sind deshalb hoch verschuldet. Das müssen wir ändern. In deutschen Schulen werden Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Bedürfnissen meist noch in einheitlicher Weise unterrichtet. Zukünftige Schulsysteme begegnen den vielfältigen Schülerbedürfnissen in der Regel mit differenzierten pädagogischen Ansätzen – ohne Abstriche an den Leistungserwartungen. Und nirgendwo ist ein Schulsystem besser als seine Lehrkräfte. Zukünftige Schulsysteme wählen und bilden ihre Lehrkräfte sorgfältig aus, und sie gehen von administrativer Kontrolle und Rechenschaftslegung über zu professionellen Formen der Arbeitsorganisation. Sie ermutigen ihre Lehrkräfte dazu, innovativ zu sein, ihre eigenen Fähigkeiten und die ihrer Kollegen weiter zu entwickeln und an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen, die Unterrichtspraxis verbessern. In leistungsstarken Schulsystemen geht es weniger darum, den Blick innerhalb der Verwaltung des Schulsystems nach oben zu richten. Vielmehr geht es darum, den Blick nach außen zu richten, auf die Kollegen und Schulen nebenan, um eine Kultur der Zusammenarbeit und starke Innovationsnetzwerke zu schaffen. Außerdem werden neue Technologien wirksam eingesetzt, um Lernen zu individualisieren und zeitgemäße Lernumgebungen zu schaffen. Zukünftige Schulsysteme bieten allen Schülerinnen und Schülern eine qualitativ hochwertige Bildung, sodass jeder Schüler exzellenten Unterricht genießt. Hierfür gewinnen sie die besten Schulleiter für die schwierigsten Schulen, und die talentiertesten Lehrkräfte für die Schüler mit den größten Herausforderungen. Heute dominiert oft das Trennende – Lehrer und Lehrinhalte werden auf Fächer aufgeteilt, die Lernenden nach ihren künftigen Berufsaussichten getrennt. In den Schulen bleiben die Schülerinnen und Schüler unter sich und der Rest der Welt außen vor. Es mangelt an Zusammenarbeit mit den Familien, und Partnerschaften mit anderen Schulen werden oft mit Vorbehalten gesehen. In Zukunft sollte der Unterricht stärker projektorientiert sein und Erfahrungen vermitteln, die Schülerinnen und Schülern das fächerübergreifende Denken erleichtern. Die Gegenwart ist hierarchisch geprägt, die Zukunft ist partnerschaftlich organisiert: Lehrer und Schüler werden gleichermaßen als Wissensquelle anerkannt. Moderne Lernumgebungen schaffen Synergien und öffnen neue Wege, um berufliches, soziales und kulturelles Kapital zu stärken. In einer Welt komplexer Lernsysteme begrenzt Isolation das Entfaltungspotenzial erheblich. Der Blick darf nicht mehr nach oben in die bürokratische Hierarchie, sondern muss nach außen gerichtet werden, auf die Kollegen, Schulen und das Leben. Heute sind Schulen technische Inseln. Der Einsatz von Technologien beschränkt sich häufig auf das Konservieren bekannter Praxis. In Zukunft müssen die Schulen das Potenzial neuer Technologien kreativ nutzen, um das Lernen von überkommenen Konventionen zu befreien und die Lernenden auf neue und dynamische Weise zu verbinden. Schließlich bleibt der Blick nach außen wichtig. Bildungssysteme, die sich durch alternative Denkweisen bedroht fühlen, werden immer weiter zurückfallen; die Zukunft ist mit denen, die offen für die Welt sind und bereit, von und mit den leistungsfähigsten Bildungssystemen der Welt zu lernen. Die Herausforderungen sind gewaltig, aber wir haben die Fähigkeit zu gestalten. Die Aufgabe ist nicht, das Unmögliche möglich zu machen, sondern das Mögliche zu realisieren.“ Andreas Schleicher, 18.3.2022
Was der Bildungsforscher sagt: "Die junge Generation erlebt ein bedenkliches Maß an Sorge, Verunsicherung und Ohnmacht angesichts der globalen Krisen. Gleichzeitig ist sie kaum in Selbstständigkeit geübt, durch Digitalisierung ihres Lebens und Überbehütung wenig aktiv und müsste doch die globalen Bedrohungen mit Mut und Erfindergeist angehen. Wenn wir - durch Initiativen wie 'Lernen im RealLabor' - den Kinder und Jugendlichen auch in ihrer Schulzeit die Chance geben, über Nachhaltigkeitsprojekte in ihrer Heimat und anderen Teilen der Welt verstehen und kreativ angehen lassen, können sie motiviert lernen und sich entwickeln, erfahren sie Optimismus und Selbstwirksamkeit, steigern sie Kreativität und stärken ihre Psyche. Das Gefühl der Ohnmacht wird zu einer Kultur des Anpackens." Prof.Dr. Klaus Hurrelmann am 23.7.2022
Was der Nachhaltigkeitsökonom und Neurologe dazu sagt: "Die Situation ist komplex geworden. Unser heutiges Bildungssystem hat sich im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt und seither nicht grundlegend verändert. Aber die Welt hat sich verändert. Wir leben heute jedoch in einer Welt, in der die Halbwertszeit des Wissens in den meisten Disziplinen höchstens 5 Jahre beträgt; wir richten Kurse aus, welche 3-5 Jahre dauern, und wenden sie auf Situationen an, in denen in 10 Jahren 3/4 der derzeit tätigen Firmen gar nicht mehr existieren und 40% der Arbeitsplätze durch Automatisierung ersetzt werden. Bildung, Erziehung, Wissen und Information muss sich ständig an neue Bedingungen anpassen. Dabei kommt der Frage wie Kreativität und die Lernkurve Einzelner erhöht werden kann, eine zentrale Aufgabe zu. Dem Nobelpreisträger Max Delbrück wird der Satz nachgesagt, dass man die Welt stärker beeinflussen kann als Cäsar und dass man dies erstaunlicherweise dadurch tut, indem man in einer Ecke sitzt und nachdenkt. Wie kann man dies nun am besten machen? Sicher ist, dass Bildung immer ein ambivalenter Prozess war: Einerseits muss sie vorhandenes Wissen konservieren und an die nächste Generation weitergeben. Andererseits soll sie die heutige Generation auf die Zukunft vorbereiten und dabei alle neuesten Erkenntnisse einbeziehen. Wir sollten dabei von Anfang an den Anspruch haben, dass Bildung mit Neugierde und einer ästhetischen Erfahrung beginnt; etwa beim Anblick der Wolkenbildung oder eines Sonnenuntergangs, dem Blick in eine Petri-schale, in ein Mikroskop oder Teleskop; ähnliches sollte sich einstellen bei der Beobachtung des Sozialverhaltens, der Mimik und Gestik von Primaten, oder auch bei der Untersuchung von Mutter-Kind Interaktionen; auch das Studium von politischen Systemen, dem Wähler- und Konsumentenverhalten, dem Lesen von juristischen Texten, der Formulierung von Gesetzen oder auch das Hören von Klängen entzieht sich nicht grundsätzlich dieser Erfahrung; ganz im Gegenteil: Selbst bei der Suche nach algorithmischen Zahlenkonfigurationen, statischen Korrelationen oder dem Entdecken von Kausalzusammenhängen können sich solche Empfindungen einstellen. Warum ist diese ästhetische Primärerfahrung so wichtig? Das Wesen der Bildung ist wohl keine rationale Vermittlung von Wissen, sondern beschreibt im Kern einen Vorgang, welcher die Wunder der Welt zu entdecken weiss. Und dabei spielen offenbar unbewusste, emotionale und kreative Vorgänge eine wichtige Rolle; und jedes Mal, wenn wir glauben eine Antwort auf unser Staunen gefunden zu haben, wird deutlich, dass jene Antwort nur eine vorläufige war, welche sofort wieder eine neue Frage gebiert. Der rationale, kognitive Anteil des Bildungs- und Erziehungsvorgangs, welcher manchmal als Curriculum oder Lehrplan beschrieben wird, ist dabei eben nur ein Zwischenprodukt dieses endlosen Vorgangs, der uns eigentlich semantisch und begrifflich langweilt, wenn wir dort nur kognitiv verweilen. Kurz: Bildung sollte uns nicht die Welt weg-erklären, sondern in ihr Geheimnis einweihen. Die positiven Auswirkungen von Bildung gehören im Übrigen zu den wenigen wissenschaftlich gesicherten Kausalzusammenhängen in den Sozialwissenschaften: Ein Mehr an Bildung geht immer mit einem besseren Gesundheitszustand, mehr Umweltschutz, mehr Wohlstand und Wachstum, einer geringeren Kinderzahl und einem mehr an Glück und Wohlbefinden einher. Die Zusammenhänge sind kausal und nicht nur korrelativ, das heisst: der Investition in die richtige Bildung folgt ein mehr an all den anderen erwünschten Entwicklungen. Und das heisst, nur eines ist teurer als die Investition in Bildung, keine oder zu wenig Investition in Bildung. Dennoch muss man noch genauer hinsehen: Warum also mehr Bildung und warum mehr Kreativität? Hier geht es offenbar nicht um Glück, Spaß, Zufriedenheit, Liebe, Wohlbefinden oder Reichtum. Kreativität entsteht bekanntlich an den Stellen, wo wir unkonventionelle Fragen stellen dürfen und auf unerwartete Ergebnisse hoffen können, wo angstfreies ‚out of the Box‘-Denken unterstützt wird und wir unkonventionelle Lösungsräume ausprobieren können. Bei Kreativität und Lernen geht es folglich um etwas Neues - etwas Originelles. Und mit Kreativität meinen wir nicht das Genie, eine bestimmte (Teil-) Begabung; wir sprechen vielmehr von einem menschlichen Vorgang, der in jedem Einzelnen bereits vorliegt. Ein Mensch, der kreativ ist, so könnte man sagen, ist in der Lage, Gegensätze auszubalancieren und zu integrieren - vom Wettbewerb zur Kooperation; von der Theorie zur Praxis; vom asketischen Leben zum Überfluss; von der Extraversion zur Introversion; von einer Disziplin zur anderen. Die Liste der Gegensätze ist fast unendlich. Er oder sie ist dann in der Lage, zwischen guten und schlechten Ideen zu unterscheiden, Fragen zu stellen, die nie gestellt wurden, und auf Herausforderungen zu reagieren, die nie beantwortet wurden - und das alles auf eine einzigartige, individuelle Art und Weise. Dies kann jeden Tag geschehen, in jedem Menschen, von der Vorschule bis zur Grundschule, von der Sekundarschule bis zur Hochschulbildung, überall auf der Welt, 8 Milliarden Mal, rund um die Uhr, das ganze Leben lang. Die Frage, die uns dann beschäftigen sollte, ist vielmehr, wie diese intrinsische Fähigkeit verbessert werden kann. Daraus entsteht dann eine Form der Anpassung an eine neue Welt, in der neue Informationen und neue Formen der Vernetzung ein neues Denken, ein neues Verarbeiten und Bewältigen von Herausforderungen und Problemlösungen ermöglichen. Und all dies geschieht nur durch die richtige Bildung. Um gleich ein Missverständnis auszuräumen: Bildung ist eine Investition, kein Konsumgut. Und eine Investition in solche Veränderungen erforderte in der Vergangenheit etwa 50 Jahre: 10 Jahre für die eigentliche Reform und 40 Jahre, um die Arbeitskräfte und die ganze Gesellschaft dahingehend neu auszurichten. Das dauerte seine Zeit. Wenn wir jetzt einen Wandel herbeiführen wollen, müssen wir nach anderen Instrumenten Ausschau halten als denjenigen, die wir bisher eingesetzt haben. Denn ungeachtet steigender Ausgaben und allgemeiner Einschulungsraten stagnieren die Bildungsleistungen auf globaler Ebene, wenn sie nicht sogar sinken. Es gibt immer mehr empirische Belege dafür, dass wir einen völlig anderen Ansatz zur Verbesserung der Lernkurve benötigen; dies gilt für die frühe Kindheit, die Grundschul-, die Sekundarschul- und die Hochschulbildung. Die meisten bestehenden Bildungsprogramme schöpfen dabei nicht das volle kreative Potenzial unseres Geistes und unserer Gehirne aus und führen dann in Folge oft zu suboptimalen Ergebnissen sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft als Ganzes. Ich glaube, dass wir die Erkenntnisse der klinischen Psychologie, der Neurobiologie und Sozialpsychologie bei der Einrichtung geeigneter Bildungsprogramme nicht ausreichend berücksichtigen. Es sind nicht die kognitiven und curricularen Anteile des Lehrplans, welche einen Unterschied machen, sondern eher die nicht-kognitiven extra-curricularen Merkmale, welche uns den Weg vorgeben. Aber jetzt im Einzelnen. Der Input-Output-Fehlschluss Seit mehreren Jahrzehnten gibt die Welt immer mehr Geld für das Bildungssystem aus. Dieses Geld hat die Aufgabe die Lernkurve und die Fähigkeit zur Problemlösung in einer komplexeren Welt zu verbessern; es soll den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern und damit zu einem besseren Lebensstandard führen, und es soll die größten Fähigkeiten und Talente jedes Einzelnen in die Welt hinein tragen. Diese Form des Inputs sollte also mit einem steigenden Output einhergehen. Das tut er aber nicht. Die Verbindung zwischen Input und Output im Bildungswesen ist empirisch ziemlich schwach. In den Entwicklungsländern beispielsweise hat sich die Einschulungsrate in den letzten 50 Jahren verdreifacht, und die Menschen dort verbringen heute mehr Jahre in der Schule als in den OECD-Ländern der 1960er Jahre. Brasilien und Südkorea geben pro Kopf etwa gleich viel Geld für Bildung aus. Aber Südkorea übertrifft Brasilien um 176 PISA-Punkte. Die USA geben über 10.000 USD pro Kopf und Jahr für Schüler im Alter von 5 bis 15 Jahren aus, während Polen 3.900 USD in die gleiche Kohorte investiert, aber beide Länder haben ähnliche Ergebnisse. Finnland gibt das Gleiche aus wie Spanien, aber Finnland hat 80 PISA-Punkte mehr als Spanien. 4/5 der Viertklässler in Indien können nicht lesen, obwohl die Einschulungsraten in Indien in den letzten zehn Jahren gestiegen sind. In den OECD-Ländern sind die Ausgaben in den letzten 50 Jahren um den Faktor 2-3 gestiegen, aber die Ergebnisse stagnieren seit Jahrzehnten. In den USA waren die Ausgaben in den letzten 50 Jahren weltweit am höchsten, doch bei den Lese- und Mathematikkenntnissen hat sich in den letzten 40 Jahren keine Veränderung ergeben; sie haben sich sogar teilweise verschlechtert. Sollten wir diesen Weg des "Mehr vom Gleichen" fortsetzen: mehr Lehrer, mehr Kreide, Tablets, Toiletten, Computer und Lehrbücher, mehr Input? Oder gibt es einen anderen Weg? Zwei Vorurteile und falsche Überzeugungen sind für ein besseres Verständnis dieser verzerrten Entwicklung von besonderer Bedeutung: Erstens geben wir doppelt so viel Geld für die Hochschulbildung wie für die Grundschulbildung und sogar noch weniger für die Vorschulbildung aus: Und dies obwohl der Bildungs-Return-On-Investment (ROI) jeder frühkindlichen Bildungsmaßnahme bis zu zehnmal höher ist als bei der Hochschulbildung. Dies ist irrational, da es sich nur auf die kurzfristigen Anforderungen des Arbeitsmarktes und nicht auf die allgemeineren, langfristigen Anforderungen des Einzelnen und der Gesellschaft ausrichtet. Zweitens unterscheiden wir nicht ausreichend zwischen den verschiedenen intermediären Faktoren, die die Input- und Output-Faktoren miteinander verknüpfen. Empirisch kann man festhalten, dass etwa ein Viertel des Lernerfolgs dem Input zugeschrieben werden kann, z.B. der schulischen Infrastruktur, dem Lehrer-Schüler-Verhältnis, Bleistiften, Lehrbüchern, Computern und so weiter. Drei Viertel des gesamten Lernerfolgs jedoch entfallen auf andere Faktoren. Sie liegen im Grunde genommen in der Black Box, die zwischen dem Input und dem Output des Bildungssystems liegt. Wenn wir die aktuellen Bildungsfortschritte in den Entwicklungsländern (PISA, TIMSS oder andere Maßnahmen) in die Zukunft projizieren, würde es 60-100 Jahre (!) und mehr dauern, um z.B. 100 zusätzliche PISA-Punkte in Lernprüfungen zu erreichen. In einigen Entwicklungsländern würde esstatistisch 100-330 Jahre dauern, um das aktuelle Bildungsniveau der OECD-Länder zu erreichen. Vielleicht machen wir etwas falsch und verstehen den Prozess des Lernens, der Kreativität und der Bildung im 21.Jahrhundert einfach falsch. Kurz: Wir geben immer mehr Geld aus und erzielen immer weniger Ergebnisse. Diese oben angesprochenen kognitiven Faktoren folgen in jeder Fakultät oder Disziplin einem bestimmten Grundprinzip und Programm und definieren den Lehrplan und das Curriculum. Und jene kognitiven Anteile sind dann im Curriculum der Astrophysik, der Anatomie, der Akupunktur oder dem Altgriechischen auch unterschiedlich. Davon zu unterscheiden sind eher nicht-kognitive außer-curriculare Faktoren. Sie beziehen sich auf Fähigkeiten, die im offiziellen Lehrplan, in dem der Student oder Schüler eingeschrieben ist, nicht explizit erfasst werden. Zu jenen nicht-kognitiven Faktoren gehören etwa Fähigkeiten wie Selbstkontrolle, Gewissenhaftigkeit, Neugier, Suche nach Neuem, Mut, Optimismus, Widerstandsfähigkeit gegenüber Misserfolgen, Ausdauer, Ausbildung von differenziellen Affektprofilen oder Impulskontrolle. Exekutive Funktionen wie vorausschauendes Planen oder Antizipieren, Stressmanagement, Selbstregulierung, kognitive Flexibilität, gesteigertes Arbeitsgedächtnis, konzentrierte Aufmerksamkeit, schweigendes Sitzen gehören ebenfalls dazu. Sie alle können auf zweierlei Weise verbessert werden: erstens durch persönliche und zwischenmenschliche Erfahrungen und zweitens durch spezifische Änderungen des Lebensstils, welche hier als ‚Six-Pack‘ zusammengefasst sind. (Inter-)personelle Faktoren Mit Blick auf die aktuelle Diskussion und die empirischen Erkenntnisse darüber, was das Lernen beim Menschen bestimmt, liegen uns bereits über 800 Meta-Analysen mit 50.000 Einzelstudien an über 80 Millionen Studenten vor. Die Frage ist: Was funktioniert und was ist neutral oder negativ in Bezug auf die Bildungsergebnisse? Dabei wurden über 136 Variablen identifiziert. Die Bildungsergebnisse werden nämlich hauptsächlich durch persönliche und zwischenmenschliche Variablen bestimmt. Verglichen mit anderen Faktoren, wie z.B. institutionellen und sozioökonomischen Faktoren, übertreffen die (inter-)personellen Variablen alle anderen um den Faktor 2. Während institutionelle Faktoren eine Effektgrösse (ES) von 0,23 haben, weisen persönliche und interpersonelle Faktoren eine zusammengesetzte ES von 0,49 auf. Dies bedeutet, dass Concept Mapping, Peer-Tutoring, Feedback, metakognitives Training, kooperatives Lernen, Selbstevaluation, Feedback, gegenseitiges Lernen, Lernen durch Lehren oder auch Retrieval Learning unter anderen doppelt so effektiv sind wie die institutionellen Arrangements. Im Allgemeinen sind es die emotionale Bindung und die Reaktion zwischen den Schülern oder Studenten und dem Lehrer oder Mentor, welche für die Verbesserung oder Verschlechterung der Lernkurve entscheidend sind. Aber es gibt noch einen zweiten Bereich. Der ‚Six pack‘ Neben den (inter-)personellen Merkmalen gibt es eine zunehmende empirische Evidenz von mindestens 6 verhaltensmedizinischen Aspekten, welche unabhängig von der Disziplin, dem gewählten Curriculum und der jeweiligen Ausbildungsstufe einen signifikanten Unterschied im Bildungserfolg machen können. Ich nenne dies den „Six-pack" oder den "Creativity Response“. Er umfasst eine Reihe von Verhaltensaspekten und spezifischen Lebensstilmodifikationen, welche zum Teil bereits im Klassenzimmer umgesetzt werden können und zudem relativ kostengünstig sind. Hierzu zählen: Bewegungselemente wie etwa standardisierte Yogaübungen; Achtsamkeitstraining und Stillezeiten, etwa durch Atemübungen oder einer Klangschale; Restaurativer Schlaf und Ruhephasen während des Tages und zur Nacht; Qualitativ wertvolle analoge Sozialkontakte; Multisensorisches Lernen, welche digitale mit sensomotorische Aspekten verknüpft; Ernährung wie etwa saisonale mediterrane oder asiatische Vollwertkost; Für diesen gesamten ‚Six-pack’ gibt es eine Fülle robuster empirischer Daten, welche die These stützen, dass erfolgreiches Lernen nicht nur am Lehrplan, sondern durch eine Reihe von intermediären Faktoren vermittelt wird. Die folgende Graphik fasst die Zusammenhänge in einem Flow-chart zusammen. Eine andere Bildung Solange wir Bildung als eine Sammelstelle von Credit Points, Zertifikaten, Zeugnissen, Plaketten, Urkunden und Anpassungsstrategien an aktuelle ökonomische Anforderungen verstehen, wird daraus kein Potential zur Veränderung erwachsen. Das wirkliche Veränderungspotential für jeden Einzelnen wie auch für die Gesellschaft entsteht nur dann, wenn wir die Neugierde, den Mut und die Bereitschaft mitbringen, den Blick auf das Ganze des Menschen zu richten. Menschen können bekanntlich nicht nicht lernen. Und "Lernen bedeutet Verhaltensänderungen im Laufe der Zeit" (D. Bandura). Der Bildungsprozess ist dabei wohl die ausgefeilteste Erfindung, die von Menschen für eine bewusste soziale Veränderung je entwickelt wurde. Um diesem Anspruch in jeder Generation immer wieder neu gerecht zu werden, benötigen wir neben psychologisch geschultem Lehrpersonal auch viel Bewegung, guten Schlaf, gutes Essen, sozialen Kontakt, Stille und Meditation im Klassenzimmer und multisensorisches Lernen. Wenn wir anfangen zwischen curricularen und nicht-curricularen Aspekten im Lernen zu unterscheiden und dann innerhalb der nicht-curriclularen Aspekte psychologische Faktoren und Lebensstil-modifikationen weiter differenzieren, dann sind es insbesondere die letzten beiden Faktoren, welche uns ein Mehr an Lernen und ein Mehr an Kreativität verheißen lassen. Dann ist es nämlich egal, ob wir Astrophysik, Akupunktur, Anatomie, Algorithmen oder Altgriechisch erlernen. Jedes Mal geht es um eine steilere Lernkurve und ein Mehr an Kreativität. Und das ist genau das, was ein neues Bildungsideal ausmachen wird. Ich wünsche dem Leser mit dem vorliegenden Buch viele neue Erfahrungen, vor allem der nicht-curricularen Aspekte, auf der abenteuerlichen Reise in ein neues Bildungsideal." Prof.Dr.Dr. Stefan Brunnhuber, Vollmitglied im Club of Rome, World Academy of Arts&Science, UN-Lancet-Commission, April 2022
Was der Klimaforscher sagt: Potential of generating ‚Positive Tipping Point’ through ESD-Projects Are LivingLabs of INSTALL the future generating ‚Positive Tipping Points‘? Tipping point theory „A tipping point is where a small intervention leads to large and longterm consequences for the evolution of a complex system. The recognition of ‚negative‘ tipping points in the climate, ecological and biogeochemical systems was key to identifying and setting several of the ‚planetary boundaries‘“ (Rockström 2009). „Recently, evidence that such tipping points may be approaching has underpinned declarations of a climate and ecological emergency.“ (Lenton 2019, 2022) Positive tipping points Sustainability transformation needs to be accelerated because of negative tipping point effects accelerating climate change and biodiversity decrease. This positive acceleration has to be enabled by positive tipping point effects, when positive feedback-loops potentiate motivation and action for transformative change. Positive feedbacks should get sufficiently strong to dominate the dynamics. (Lenton 2022) Positive tipping point effects are located in the complexity of social-technical-ecological systems, which overlap. Sustainability inventions (technical system) have to be improved, adopted and distributed, social contagion has to distribute and improve ideas and their adoption, the ecological system has to draw growing effective use off the innovation. Effect on ecological and technological system INSTALL may affect the ecological system by dealing with sustainable effective inventions through LivingLabs, because school classes now don‘t treat with school book content, but with real life tasks. By networking with real life actors - like farmers, scientists and other LivingLabs - they also have the potential to improve inventions and make them adoptable in their immediate surrounding. Hence they support the technological pathway to a possible positive tipping point in the multitude of LivingLabs. This fosters the possibilities of maturing sustainable products, their functionality and applicability. (Lenton 2022) Effect on social system In front of all the social system benefits from this integration of school classes in transformation processes. Sustainability transformation offers the option of positive feedback loops by generating more and more adopters of inventions to a certain threshold of self acceleration. Reaching this ‚critical mass‘ has to contact multiple and diverse contacts. (Centola 2007) A distributed vision (Schot 2018) can second the growing motivation of the growing social community to act sustainability- and ecology-friendly. This attitude of behavior finds best potential in the peer and family-relationships of LivingLabs. It is required for adoption and spreading of inventions and ideas (Hirsch 1976, Lenton 2022). Crucial source of changing behavior is a sense of self-efficacy and of collective efficacy. The experience of collective efficacy is the heart of LivingLabs, it shall generate the drive. Students (with their real life partners, peers and families) don‘t go on fighting for school marks on their own, but target the same aims changing their common life and future. If they succeed the door is open for collective efficacy experiences, which automatically foster individual self-efficacy. (Jugert 2016) This generates best conditions for mental health, spreading transformation preparedness and positive feedback loops in sustainability processes. (Lenton 2022) INSTALL offers manifold options of social contagion, which is a central drive for feedback loops and positive tipping point achievement by overcoming thresholds for critical mass. The simple multitude of students potentiates these options … 1. by tight contact to peers. This offers special pressure to conform to a collective identity (Lenton 2022, van den Bulte 2004). 2. by tight contact to their families. These extraordinary ties affect informational cascades, percolation and co-evolution. (Granovetter 1978, Centola 2007) Even complex contagion with its potential for positive tipping is enabled by this field of contagion between real life actors, students and their families. All characteristics of strong bottom-up social movements are highlighted here. The ties between child and parents are very strong, the ties to the parents continue to the various social groups of their professions and friendships. The importance of familiar and peer relations fosters the power of feedback contagion of information, ideas, motivation and vision. (Centola & Macy 2007, Centola 2018, Törnberg 2018, Lenton 2022) These complex system of LivingLabs can trigger further tipping points by ‚upwards scaling tipping cascades‘ as in time as in space of multiple international LivingLabs and finally across boundaries between schools, students, the professional fields of parents and real life LivingLab-partners. These professional fields will even extend to different economic sectors, authorities or policy makers being contacted willingly in LivingLab-practice or involuntarily by family contacts or by their friends and colleagues. Different visions can extend with their multiple examples of best practice available for different systems. (Lenton 2021, Lenton 2022, Sharpe 2021) The network of LivingLabs, the diversity of transformation subjects and the targeted synergetic effect of LivingLab innovations (e.g. connecting agricultural sustainability with PV-techniques) foster a productive complementarity, which can enable positive tipping. (Figenbaum 2020, Lenton 2022) The LivingLabs with their familiy- and peer-ties especially offer varied and complex coalitions triggering positive tipping. Different types of actors, different expertises, consumers and producers, entrepreneurs and public actors, young and old are connected for common interests, ideas and values. (Khoo 2018, Roberts 2018, Smith 2020) Effect on complex social-technological-ecological system The innovations of INSTALL target social-technological-ecological connection and interaction. Wide and tight social contagion improve, adopt and install technical innovation which have - in the spreading multitude of spreading LivingLabs - real ecological effect. This interaction is crucial for triggering positive feedbacks in a desired sustainable direction. (Olsson 2012, Marten 2005, Pereira 2020a) Centola, D., Becker, J., Brackbill, D., & Baronchelli, A. (2018). Experimental evidence for tipping points in social convention. Science, 360(6393), 1116–1119. doi: 10.1126/science.aas8827. Centola, D., & Macy, M. (2007). Complex contagions and the weakness of long Granovetter, M. (1978). Threshold models of collective behavior. American Journal of Sociology, 83(6), 1420–1443. Figenbaum, E. (2020). Norway – The world leader in BEV adoption. In Contestabile, M., Tal, G. & Turrentine, T. (Eds.), Who's driving electric cars: Understanding consumer adoption and Use of plug-in electric cars (pp. 89–120). Cham: Springer International Publishing. Hirsch, F. (1976). Social limits to growth. Harvard University Press. Khoo, J. (2018). Interface: Net-works – lessons learnt turning nets into carpet. In Charter, M. 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